Reichenwalde (heute: Radzików, Polen)
bei Reppen, ehem. Kreis Weststernberg (heute: Rzepin, Polen)
Die Ortschaft Reichenwalde ist ein Gutsdorf bei Reppen im ehemaligen Kreis Weststernberg, gehört heute zu Polen und heißt "Radzików". Reppen bekam nach dem 2. Weltkrieg den Namen "Rzepin" und gehört ebenfalls zu Polen.
In und um Radzików haben Wissenschaftler insgesamt neun archäologische Stätten identifiziert. Die ältesten von ihnen beziehen sich auf die Besiedlung und Bestattungen der Bronzezeit, was eindeutig bestätigt, dass die Geschichte der Besiedlung dieser Gebiete mindestens Tausende von Jahren zurückreicht. Dank der Oberflächenforschung wissen wir auch, dass die Siedlungsentwicklung in diesem Gebiet auch im frühen Mittelalter voranschritt. Und dieser Sachverhalt lässt Suchende der Vergangenheit gewisse Fragen stellen.
Slawen oder Kolonisten aus dem Westen?
Wer steckt also hinter der Entwicklung der mittelalterlichen Siedlung, aus der sich das spätere Radzików entwickelte? Die Etymologie des Namens des Ortes spricht eher von seiner ausländischen Herkunft. In der Literatur trifft man auf die These, dass der Beginn des Dorfes tatsächlich deutsche Kolonisten waren. Geht man dagegen davon aus, dass die Siedlungsentwicklung mindestens seit dem frühen Mittelalter kontinuierlich verlief, so ist anzunehmen, dass die slawische Gemeinde für ihr Wachstum verantwortlich ist. Es ist heute unmöglich, eindeutig zu entscheiden, welche Version der Wahrheit näher kommt.
Jedenfalls erscheinen die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Radzików erst im 14. Jahrhundert. Es wird vermutet, dass bereits zu dieser Zeit der erste christliche Tempel im Dorf existiert haben könnte, aber diese Informationen sind nicht zuverlässig genug, um als selbstverständlich angesehen zu werden. Die jetzige Kirche, die wir bis heute bewundern können, ist eines der wertvollsten Denkmäler in unserem Landkreis. Es wurde ursprünglich im frühen 18. Jahrhundert außerhalb des Dorfes (in der Nähe des ehemaligen Friedhofs) errichtet. Interessanterweise ist es die einzige Kirche im Komitat Słubice, die bis heute ohne größere bauliche Veränderungen (mit Ausnahme einer großen Renovierung Ende des 18. Jahrhunderts) erhalten geblieben ist. Nur der charakteristische Turm lässt Zweifel aufkommen, die später wohl in die Gesamtstruktur der Kirche "kooptiert" wurde. Leider haben mehr als drei Jahrhunderte ihre Spuren im Inneren des Tempels hinterlassen. Von der ursprünglichen Ausstattung ist nur die Kanzel erhalten geblieben, die Gestaltung des Innenraums hat sich mehrfach geändert. 1946 wurde die Kirche als katholischer Tempel geweiht und 1959 in das Denkmalverzeichnis eingetragen.
Die Errichtung eines Braunkohlenbergwerks in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte deutliche Auswirkungen auf die blühende Entwicklung von Radzików. Zuvor, Ende des 18. Jahrhunderts, entstand im Dorf eine repräsentative Gutsanlage (Bildunterschrift), zu der auch der örtliche Landschaftspark gehörte. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Schloss ohne Schonung von Kräften und Ressourcen erweitert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von der Staatlichen Landwirtschaftsfarm genutzt. Innerhalb seiner Mauern, Schule, Lehrerwohnungen und Gemeindezentren. Trotz Renovierung in den 1970er Jahren ist der Zustand des Gebäudes alles andere als perfekt. Derzeit ist das Gebäude in Privatbesitz und es bleibt nur zu hoffen, dass es ein zweites Leben erhält.
Familienmitglieder
die hier leb(t)en
Helga Martha Wabrowsky
(geb. Spelinski, verh. Roß)
Die Großmutter (väterlicherseits) von Maik Roß, dem derzeitigen Familienoberhaupt, wurde hier am 23.04.1936 geboren und lebte hier bis zur Vertreibung im Februar 1945.
Annelise Bauer
(geb. Spelinski)
Die Großtante (väterlicherseits) von Maik Roß, dem derzeitigen Familienoberhaupt und Schwester dessen Großmutter Helga Martha Wabrowsky (geb. Spelinski, verh. Roß) lebte hier seit ihrer Geburt bis zur Vertreibung im Februar 1945.